Wie politisch darf die Kirche sein?

München/Bayern
Kirche & Organisation

Wie politisch darf die Kirche sein?  Zur Diskussion dieser grundlegende und immer wieder aktuellen Frage hat die aeu-Regionalgruppe München/Bayern am 03. Juli 2025 eingeladen. 

Ein Thema, das in unseren Weiterdenker-Treffen immer wieder für kontroverse Diskussionen sorgt. Denn hier scheiden sich die Geister: Auf der einen Seite der Gestaltungsauftrag – auf der anderen die zentrale Frage: Wie weit darf oder soll sich die Kirche politisch engagieren?

Um diese Debatte auf ein neues Niveau zu heben, haben wir ein hochkarätiges Panel versammelt:

  • Prof. Dr. Günter Krings, MdB und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU – als engagierter Christ und Mitglied der Landessynode NRW mit dem Blick aus der Politik.
  • Andrea Betz, Vorstandssprecherin der Diakonie München und Oberbayern – als Stimme der Kirche aus der Praxis.
  • Prof. Dr. Reiner Anselm, Lehrstuhlinhaber für Systematische Theologie und Ethik an der LMU München – mit der analytischen Perspektive aus der Wissenschaft.

Engagiert moderiert von Pfarrer Peter Lysy, Leiter des kda Bayern und Theologischer Berater der aeu-Regionalgruppe München/Bayern.

90 Minuten leidenschaftliche Diskussion– mit einem klaren Ergebnis:

Kirche darf nicht nur politisch sein, sie muss es.

Aber: Der politische Einfluss der Kirche ist heute nicht mehr selbstverständlich.

Andrea Betz berichtete, dass Vertreter*innen der Diakonie zunehmend aus sozialpolitischen Runden ausgeschlossen werden – weil „die Kirche“ manchen suspekt erscheint. 

Umso wichtiger ist daher eines: Klarheit. In Haltung, Themensetzung und Kommunikation. Beliebigkeit darf sich die Kirche nicht leisten.

Was es dafür braucht:

  • Trennschärfe zwischen Kirche als Interessenvertreterin und Kirche als Raum für politische Meinungsbildung von engagierten Menschen.
  • Fokussierung auf Themen, die authentisch mit dem kirchlichen Selbstverständnis verbunden sind. Prof. Dr. Günter Krings: „Ein Ja zu politischen Äußerungen. Aber: Maßstab wahren, Kontext setzen, wahrhaftig bleiben.“ Wenn die Kirche diesem Anspruch nicht genügt, wird sie zu einer reinen NGO. Gerade bei Fragen, die den sozialen Frieden betreffen, muss die Kirche Haltung bewahren und ihre Position deutlich machen. (Prof. Dr. Anselm)
  • Selbst Verantwortung übernehmen. Nicht nur fordern, sondern handeln. Andrea Betz: „Wir übernehmen Verantwortung im Handeln aus christlicher Menschenliebe.“
  • Den Blick weiten. Nicht nur Randgruppen im Fokus, sondern alle Menschen im Blick behalten. Prof. Dr. Reiner Anselm zitierte treffend Johannes Rau: „Versöhnen statt spalten.“

Und zuletzt – bei allem politischen Anspruch: Die Kirche muss spürbar und erlebbar bleiben. Dann ist die Kirche Quelle für Empowerment!
Denn, so Prof. Dr. Anselm zum Abschluss:
„Es gibt keine Kirchenaustritte, wenn die Menschen das Gefühl haben, die Kirche ist bei ihnen.“